- Grey
- Grey[greɪ], Gray [greɪ], englisches Geschlecht normannischer Herkunft; führt seinen Namen auf die französische Stadt Gray (Département Haute-Saône) zurück. - Bedeutende Vertreter:1) Charles, 2. Earl of, britischer Politiker, * Fallodon (heute Falloden, County Northumberland) 13. 3. 1764, ✝ Howick (County Northumberland) 17. 7. 1845; Whig und Anhänger von C. J. Fox, war 1806/07 Außenminister unter Lord W. W. Grenville. 1830-34 stand er an der Spitze eines Whigkabinetts; er setzte 1832 die erste große Wahlrechtsreform (Reform Bill, Großbritannien und Nordirland, Geschichte) durch.Ausgabe: The reform act, 1832. The correspondence of the late Earl Grey with His Majesty William IV. 1830-32, herausgegeben von H. Grey, 2 Bände (1867).2) Sir Edward, 3. Baronet (seit 1882), 1. Viscount Grey of Fallodon [-'fælədən] (seit 1916), britischer Politiker, * London 25. 4. 1862, ✝ Fallodon (heute Falloden, County Northumberland) 7. 9. 1933; 1885-1916 als Liberaler Mitglied des Unterhauses; 1892-95 Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt. Als Außenminister (1905-16) trug er dazu bei, durch Entschärfung der wichtigsten internationalen Konflikte die Reibungsflächen zwischen den Großmächten zu vermindern, so in Afrika durch die britische Haltung auf der Algeciras-Konferenz (1906) und die Vermittlung in der 2. Marokkokrise (1911), in Zentralasien durch die Konvention mit Russland über Persien, Afghanistan und Tibet (1907), in Ostasien durch die Vermittlung zwischen Russland und Japan bezüglich Mandschurei und Korea (1910) und die Erneuerung des britisch-japanischen Bündnisses (1911). Die von Grey organisierte Botschafterkonferenz verhütete das Ausgreifen der Balkankriege auf Europa (1912/13). Die deutschen Heeres- und Flottenvorlagen veranlassten Grey 1912, die britisch-französische Entente von 1904 (»Entente cordiale«) zu erweitern und Frankreich sicherheitspolitische Zusagen zu machen. Greys Vorschlag vom 24. 7. 1914, den österreichisch-serbischen Konflikt einer Konferenz der Großmächte zu unterbreiten, wurde von Deutschland am 27. 7. abgelehnt. Als Gegner von D. Lloyd George trat er 1916 zusammen mit Premierminister Asquith zurück. 1928-33 war er Kanzler der Universität Oxford.Schriften: Twenty-five years, 1892-1916, 2 Bände (1925; deutsche 25 Jahre Politik, 1892-1916).K. Robbins: Sir E. G. (London 1971);3) Lady Jane, englische Gegenkönigin, * Bradgate (bei Leicester) Oktober 1537, ✝ (hingerichtet) London 12. 2. 1554; Tochter von Henry Grey, Marquess of Dorset, später Herzog von Suffolk, und Urenkelin König Heinrichs VII.; frühreif und hochgebildet, politisch das Werkzeug von John Dudley, Herzog von Northumberland, der seinen Sohn mit ihr verheiratete. Unter seinem Einfluss bestimmte Eduard VI. sie zur Thronfolgerin. Nach dem Tod des Königs (6. 7. 1553 bestieg sie den Thron (10. 7.), musste aber schon am 19. 7. der legitimen Thronerbin Maria Tudor (Maria I.) weichen. Als ihr Vater sich gegen diese empörte, wurden er, sie und ihr Mann im Tower enthauptet.H. W. Chapman: Lady J. G. (Neuausg. London 1985).
Universal-Lexikon. 2012.